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Regionalgeld-Schreibverbund » Geschichten » Das elfte Lederstück » Hallo, Gast!
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Das elfte Lederstück

Es war einmal ein Dorf mit glücklichen und wohlhabenden Menschen. Alles, was sie benötigten, erhielten sie von ihren NachbarInnen im Tausch gegen selbstproduzierte Waren. An den Markttagen sah man sie mit ihren Gütern auf den Straßen. Schwierig wurde der Handel nur, wenn die lebende Ware weglief oder wegflog. Dies passierte einem Bauern gerade, als ein Fremder in das Dorf kam und das mit ansah. Er wußte, wie der Tausch angenehmer gestaltet werden konnte, und schlug vor, nicht direkt Ware gegen Ware zu tauschen, sondern handliche und haltbare Lederstückchen dazwischenzuschalten. Ein Stück sollte dem Wert eines Huhns entsprechen. Die Lederstückchen markierte er mit seinem Stempel, damit nicht mehr hergestellt werden konnten als ursprünglich. Jede Familie erhielt zehn davon. Der Handel entspannte sich, und alle waren damit sehr zufrieden.

Die Menschen im Dorf fragten den Fremden, was sie ihm als Dank für diese gute Idee geben könnten. Naturalien hatten sie reichlich, und sie wollten gerne davon abgeben. Der Fremde wollte sich aber bei der Weiterreise nicht mit Gepäck belasten. Also wünschte er Lederstückchen, die er auch schon in anderen Dörfern eingeführt hatte. Aber er wollte sie nicht sofort haben. Jedes Jahr, wenn er wiederkäme, sollte jede Familie zehn der Lederstückchen vorzeigen und noch ein weiteres dazu. Das wollte er dann zum Dank mitnehmen. Woher sollte das elfte Lederstück kommen? Ohne Zutun des Fremden konnten nicht mehr Stücke als die ersten hergestellt werden. Seine Bedingung war also nur zu erfüllen, indem anderen Dorfmitgliedern ihre Lederstücke abgehandelt wurden. Die waren dann vom neuen Handel ausgeschlossen, und es ging ihnen schlecht. Die Lederstücke, die nur Stellvertreter hatten sein sollen, hatten einen eigenen Wert bekommen. Im Bemühen, die Bedingung des Reisenden zu erfüllen, wuchsen Konkurrenz und Mißgunst im Dorf. Aus Angst vor Verlust stockte der Handel, und es kam Not auf.

Der Friede und Wohlstand aller konnten nur wiederhergestellt werden, indem das Dorf entweder zum direkten Tauschhandel zurückkehrte oder sich eine eigene Währung schuf, die den BewohnerInnen nicht genommen werden konnte. So geschah es. Das neue Geld war natürlich nur in diesem Dorf gültig; das erste, die markierten Lederstücke, wurde auch in anderen Dörfern, durch die der Fremde gekommen war, verwendet und ermöglichte den neuen, bequemen Handel über das Dorf hinaus. So kehrten Zufriedenheit und Wohlstand in ihre Welt zurück; und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.


(australisches Märchen, abgewandelt nach Lietaer, Bernard A.: Das Geld der Zukunft. Riemann-Verlag, 1999, Seite 132 ff))


von: Sigrid Saxen  
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