» Hallo, Gast!
[ einschreiben | anmelden ]
Bereiche:
Willkommen
Geschichten
Theorien
Projekte
-- Braunschweig
-- Dithmarschen
-- Friedrichstadt
-- Itzehoe
-- NMS, Aukrug
-- Nordfriesland
Mitarbeit
Forum
Bücher
Verweise
Lexikon
Zitate
Herausgeber
Fehlermelden
Bauhof Suche
Meine Angaben
Fehler melden
Regionalgeld-Schreibverbund » Lexikon » Bretton-Woods-Abkommen » Hallo, Gast!
[ einschreiben | anmelden ]
« Vorheriges Thema   Nächstes Thema »
Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Bretton-Woods-Abkommen
1. Juli 1944: Mit dem Bretton-Woods-Abkommen wird die Etablierung eines internationalen Währungsregimes beschlossen (Quelle: http://www.jungewelt.de/2004/06-26/032.php)
Fernab von den europäischen und pazifischen Schlachtfeldern, auf denen noch Hunderttausende ihr Leben lassen sollten, trifft im US-Staat New Hampshire eine Konferenz die entscheidenden Festlegungen der ökonomischen und währungspolitischen Nachkriegsordnung. Doch nicht alle der 730 Delegierten aus 44 Staaten, die am 1. Juli 1944 im beschaulichen Mount-Washington-Hotel in Bretton Woods zusammenkamen, hatten wirklich Einfluß. Das, was als Bretton-Woods-Abkommen für mehr als eine Generation die sozialökonomische Strategie des »Westens« bestimmen sollte, wurde vornehmlich von dem eigentlichen Sieger des Zweiten Weltkriegs, dem US-Imperialismus bestimmt.

Im Kern wurde ein internationales Währungsregime beschlossen, das vornehmlich durch fixierte Wechselkurse, durch Unterdrückung der Devisenspekulation und der Finanzakrobatik, welche die Weltwirtschaftskrise so gravierend verschärft hatten, eine stabile Grundlage für die rasche Entwicklung »von Wachstum und Beschäftigung« bilden sollte. Alle Währungen sollten in einem festen Austauschverhältnis zur Ankerwährung Dollar stehen. Die US-Regierung garantierte ihrerseits die Einlösung des Dollar im Verhältnis von 35 Dollar je Feinunze gegen Gold. Der Brite John Maynard Keynes hatte ein »neutrales« Kunstgeld, den Bancor, als Ankerwährung vorgeschlagen, doch hatte sich US-Unterhändler Harry Dexter White durchgesetzt. Die zulässige Schwankungsbreite (± ein Prozent) der Wechselkurse sollten Interventionen der Zentralbanken sichern.

Mit dem nach der Devise »one Dollar, one vote« von der US-Administration dominierten Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Weltbank, sicherten die kapitalistischen Führungsmächte ihre Nachkriegskonzeption auch institutionell ab. Der Plan zur Errichtung einer internationalen Handelsorganisation (WTO) konnte allerdings erst 1995 realisiert werden. Bis dahin fungierte das allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) als Ersatz.

Als Richard Nixon am 15. August 1971 in einer Fernsehansprache den Goldstandard des Dollar und damit ein entscheidendes Fundament des Bretton-Woods-Abkommens einseitig aufkündigt, neigt sich das »goldene Zeitalter« des prosperierenden Nachkriegskapitalismus dem Ende zu. 1973 wird das feste Wechselkursregime zugunsten frei »floatender« Kurse aufgegeben. Ab 1978 kann jedes Land über seine Wechselkurse frei entscheiden. Der IWF, für den es nun keine Wechselkursparitäten mehr zu überwachen gibt, wandelt sich von einem inneren Koordinierungsinstrument zu einem nach außen gerichteten Kreditgeber gegenüber der »dritten Welt« und damit zu einem entscheidenden Machtmittel der imperialistischen Zentren zur Durchsetzung neoliberaler Verhältnisse weltweit. In mehreren Liberalisierungswellen von Mitte der 1970er bis Mitte der 1990er Jahre werden die Kapitalverkehrsbeschränkungen sukzessive aufgehoben.

Die Errichtung der imperialistischen Nachkriegskooperation mit dem systemsichernden Ziel, stabiles Wachstum und Beschäftigung zu schaffen, war möglich in einer historisch zugespitzten Lage in der Ära der Systemkonfrontation. Der Krieg hatte die europäischen imperialistischen Mächte soweit geschwächt, daß die US-Administration Partialinteressen zurückdrängen und so Konditionen einer Nachkriegsordnung diktieren konnte, die ja nicht zuletzt einer Demontage der Währungsräume der Siegermächte England und Frankreich gleichkam.

Aus der inneren und äußeren Widersprüchlichkeit seiner gesellschaftlichen Grundlagen erwuchs auch die Widersprüchlichkeit der Bretton-Woods-Konstruktion. Zum einen galt es, die Attraktivität des Kapitalismus durch Verbesserung der wirtschaftlichen Lage vor allem in Westeuropa zu stärken, was gleichzeitig auch die dortigen Partikularinteressen stärkte. Zum anderen sollte das »Weltgeld« Dollar die Dominanzposition der USA möglichst lange absichern. Damit konnte die US-Notenbank den gesamten Raum der Bretton-Woods-Währungen direkt zins- und konjunkturpolitisch beeinflussen, was den Drang nach währungspolitischer Autonomie stärkte.

Die Verschärfung der inhärenten Widersprüchlichkeit der Bretton-Woods-Ordnung durch das wiedererstarkte Westeuropa und Japan, die Stabilisierung des Kapitalismus außerhalb der sozialistischen Staaten, aber vor allem das Absinken der Profitraten nach den Boomjahren der 1950er und 60er Jahre führte in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien zu einer strategischen Umorientierung. Es ging um die Absicherung der Dominanz der USA und ihres Juniorpartners durch Ausbruch aus dem Kooperationsmodell. Versuchte der Keynesianismus, die Widersprüchlichkeit der kapitalistischen Produktion durch eine expansive und antizyklische Wirtschaftspolitik zu mildern, so nahmen die Monetaristen unter Reagan und Thatcher eine Verschärfung dieser Widersprüche billigend in Kauf, mit dem Ziel, sie dann teilweise, in Form gesteigerter und verbilligter Überproduktion, besser, vor allem besser als die keynesianistische Konkurrenz, exportieren zu können.

In diesem aggressiven Konkurrenzkonzept, einem erbarmungslosen »survival of the fittest«, erscheinen alle Kosten, alle Schutzbestimmungen gleich welcher Art als strukturell begrenzend. Das gilt für Löhne, Steuern, den Arbeitsschutz wie für den Kapitalverkehr. Alles, was den zum Investor geadelten Spekulanten behindert oder ihm Kosten verursacht, ist dem Monetaristen von Übel. Der Wettlauf zu den niedrigsten Standards, einmal in Gang gesetzt, beschleunigt sich in jeder Krise zusehends.




von: Sigrid Saxen  
ändern

ArtFolge Schalter

Antworten:
Autor
Beitrag
  « Vorheriges Thema   Nächstes Thema »
Neues Thema erstellen Antwort erstellen

Technik von Woltlab Wbb 1.2. und Katalogmeister